ich denke sowieso mit dem knie

Klang. Raum. Bewegung. Spiel. Kunst.

für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene

Im Jahr 2021 feierte das Land NRW den 100. Geburtstag von Joseph Beuys mit vielfältigen Aktionen. Wir haben das Programm mit einer Performance bereichert, die es vor allem Jugendlichen ermöglicht, den erweiterten Kunstbegriff von Beuys hautnah und sinnlich zu erleben. Dabei haben wir aktuell, provokant und ergebnisoffen die Relevanz von Kunst, von künstlerischen, kreativen Prozessen im Wechselspiel mit jungen Menschen spielerisch-performativ untersucht: mit Bewegungskunst – Tanzkunst – Schau-Spielkunst – Klangkunst – Wortkunst – Bild- und Objektkunst.

Wir machen neue Sichtweisen erfahrbar, durchbrechen Wahrnehmungsmuster und entwickeln neue Begegnungsformen. So entstehen Ideenräume, in denen Gedanken und Gefühle eine künstlerische Ausdrucksform finden.

Zwei Tänzerinnen, eine Musikerin, eine Schauspielerin, zwei Bildende Künstler*innen und ein Regie-Performer spielen mit komischen wie ernsten Verwirrungen. Die Performer*innen lassen Schüler*innen und Lehrer*innen die Last und Lust an der eigenen Positionierung erleben, schaffen neue Perspektiven und überraschende Neuorientierungen. Durch Zumutungen und Grenzauslotungen werden Reaktionen und Fragestellungen provoziert. Dabei schaffen Fantasie, Bewegung und Spiel ganz neue Erfahrungsräume für das eigene Dasein.

Das Erlebnis findet im Lebensraum Schule statt: Die Normalität des täglichen Ablaufs erfährt eine Unterbrechung, eine Wendung. Etwas Unerwartetes geschieht – die Neugier, die Konzentration und die Wahrnehmung werden unter Spannung gesetzt. Dabei gibt es keine räumliche Trennung zwischen dem Vorspielen und dem Zuschauen: Diese Performance wirkt direkt, die Spieler suchen den Kontakt, es entstehen Augenblicke – Theater-Kunst kann als lebendiges und interaktives Ereignis erlebt werden. Die Zuschauer*innen lernen etwas Fremdes/Innovatives: Sie erleben hautnah die verschiedenen Kunst-Sprachen und auch, wie Theater-Kunst entsteht und Sinn stiftet.

Mit ich denke sowieso mit dem knie wagen wir, besonders in Bezug auf die Interaktivität, den Sprung vom darstellerischen Spiel hin zur sozialen Interaktion im gesamten Schulgelände.

Tänzerinnen
Jennifer Hoernemann
Britta Lieberknecht

Musikerin
Beate Wolff

Bildende Künstler*innen
Felicia Schick
Daniel Hoernemann

Schauspielerin
Karoline von Lüdinghausen

Regie-Performer
Joachim von der Heiden

Fotografie/Film/Web
Frank Domahs

NÄCHSTE VORSTELLUNGEN

In den nächsten Wochen hat dieses Stück keine Vorstellungstermine

STIMMEN

Jennifer Hoernemann | Tänzerin in der Produktion | 30. Dezember 2021

Das Arbeiten und Wirken in ich denke sowieso mit dem knie – Kunst im Kontext Schule war für mich befriedigend und lebendig, weil ich mich mit der gesamten Bandbreite meines künstlerischen Ausdrucks und meiner gestalterischen Methoden einbringen konnte und mein großes Interesse an der Entwicklung von (ko-)kreativen Arbeitsweisen hier immer wieder bestärkt und erweitert wurde. Im Gestalten der hierarchiefreien Atmosphäre eines Gemeinschaftsateliers oder -studios schafften wir uns mit „ich denke sowieso mit dem knie“ eine Art soziokratisch-organisiertes Begegnungsfeld, in dem die forschende Haltung immer auch gleichzeitig die künstlerische Handlung war. Diese „Handlungsatmosphäre“ und Haltung übertrugen wir unmittelbar in unser konkretes, improvisiertes Spiel (in unsere Performances) in der Schule und mit den Schüler:innen.

Wir waren nicht nur sichtbar und erlebbar im öffentlichen Raum der Schule, sondern auch für sehr viele, im System Beteiligte fast unumgänglich, wohlwollend konfrontativ und gestalterisch präsent. Das hat eine kraftvolle Auswirkung, weil es eben nicht in einer Nische stattfindet, sondern bis in die Atmosphäre des Schulalltags hinein reicht. Es spricht – ganz nach Joseph Beuys – die Kreativität von Vielen gleichzeitig an, weil wir diesen Prozess in die Mitte der Schule setzten und somit zu einem Verlebendigungsgeschehen beitragen, das, in meinen Augen, nicht nur im Kontext Schule, ganz dringend gebraucht wird.

Christiane Graff | Lehrerin und Koordinatorin psychosoziale Beratung am Erzb. Sankt-Adelheid-Gymnasium, Bonn | 27. Dezember 2021

„Ich denke sowieso mit dem Knie“
Wie denke ich eigentlich? Wie fühle ich? Wer bin ich? Wer bin ich in der Schule?
Wie nah komme ich mir und den anderen? Wie schütze ich mich?…

Mit dem theater monteure konnten unsere Schülerinnen der Jahrgangsstufe 7 gemeinsam mit sieben Künstler*innen auf alten Wegen am Sankt Adelheid Gymnasium in Bonn neue Spuren setzen, sich neu bzw. anders erleben.

Große Anerkennung möchte ich an dieser Stelle dem theater monteure aussprechen, die sich gemeinsam mit mir als psychosoziale Beraterin an unserer Schule hingesetzt haben und viele Stunden an einem Konzept gearbeitet haben, das die Bedürfnisse unserer Schülerinnen in den Blick nimmt, um dann basierend auf diesen Eindrücken ihr Projekt weiterzuentwickeln. Die Kreativität, Ernsthaftigkeit, Neugierde und Offenheit haben mich begeistert!

Neu und unerwartet gestaltete sich das Projekt des theater monteure, das die Schülerinnen sich mit sich selbst auseinandersetzen ließ. Mit Tanz, Musik, Schauspiel, Bildender Kunst und Performance konnten sie neue Pfade zu sich selbst und zu ihren Mitschülerinnen finden und gehen.

Lustig, verstörend, aufregend, nachdenklich machend, ganz anders als Schule… waren einige Attribute, die die Schülerinnen mit diesem Tag verbanden. Gemeinsam mit den monteuren führten wir eine Evaluation in jeder Klasse der Jahrgangsstufe 7 durch, um das Projekt angemessen weiterentwickeln zu können.

Mit viel Liebe zum Detail und doch ganz frei und offen mit Blick auf den Moment entstand ein gemeinsames Kunstwerk.

ich denke sowieso mit dem knie – eine Herausforderung auch für uns Lehrer*Innen, in neuen Strukturen zu denken, unsere Rolle zu reflektieren, uns auf ein Abenteuer einzulassen.

Ich habe dieses Projekt zur Stärkung der eigenen Identität als ein Geschenk an unsere Schülerinnen empfunden, Grenzen zu überschreiten, Haltepunkte zu setzen und über die Ästhetisierung vom Äußeren ins Innere zu schauen.

Benjamin Westhoff | General-Anzeiger Bonn | 23. Dezember 2021

Theater im Treppenhaus

Das interaktive Projekt am Sankt-Adelheid-Gymnasium kollidiert nicht ganz unbeabsichtigt mit dem Schulalltag

Was sie tun, ist für den Außenstehenden nicht gleich erkennbar. Im ersten Augenblick kommt einem das Ganze kafkaesk vor. Dabei haben sich die Künstler des theater monteure das ausgehende Beuys-Jahr zum Anlass genommen, um sich mit den Arbeiten des Künstlers auseinanderzusetzen. Wie Joachim von der Heiden, der Mann mit der Plane und Leiter des Theaters, erklärt. Das Beuys-Zitat ich denke sowieso mit dem knie ist dann auch der Titel des Projektes, das er und die Künstler des Theaters mit den Schülerinnen erarbeiten. „Es geht neben der Selbsterfahrung und Bestärkung auch darum, die Verkopfung für einen Augenblick aufzuheben“, erklärt er.

Das theater monteure arbeitet schon seit Längerem mit dem Sankt-Adelheid-Gymnasium zusammen. Für ihr neues Projekt war den Künstlern von vornherein klar, dass sie etwas Interaktives machen wollen. Die Schülerinnen sollten mit eingebunden werden und nicht nur passive Zuschauer sein. „Außerdem wollten wir nicht im Klassenzimmer bleiben“, sagt von der Heiden. „Das sind sie ohnehin schon fast den ganzen Tag. Wir wollten raus in das ganze Schulgebäude.“

Die Schauspieler, Musiker, Tänzer und bildenden Künstler des Theaters führen die Siebtklässlerinnen in drei Schritten an das Projekt heran. Im ersten Schritt führen sie ihnen eine offene Perfomance vor. „Jeder kann dabei selbst entscheiden, wie weit er darauf eingeht und mitmachen will. Wir machen nur Angebote“, so von der Heiden. Im zweiten Schritt können die Schülerinnen in Kleingruppen in den verschiedenen Kunstformen arbeiten. Der letzte Schritt gibt den Teilnehmerinnen die Gelegenheit, die gemachten Erfahrungen in einem großen Zusammenkommen zu erweitern. „Wir wissen nicht, was passieren wird“, schmunzelt von der Heiden. „Wir haben zwar Ideen, aber wir manipulieren nicht und wir haben kein Ziel. Insofern fahren wir volles Risiko zu scheitern.“

Und natürlich bleibt, die nicht gänzlich unerhoffte Kollision mit dem Schulalltag nicht aus. Ahnungslose Schüler und Lehrer stören unabsichtlich die Aufführung. Und die Künstler schießen zurück, indem sie kurzerhand eine Tür scheinbar verrammeln. Christiane Graff, die das Projekt vonseiten der Schule betreut, zeigt sich zufrieden: „Über die Kunst und Kreativität können wir die Schüler ganz anders erreichen.“ Das Mädchengymnasium möchte mit derartigen Projekten die Persönlichkeiten ihrer Schützlinge in der Selbsterfahrung stärken.

Durch die Auswirkungen der Isolation während der Pandemie sieht sie noch größeren Bedarf. „Es gibt auch Schülerinnen, die von den neuen Umständen profitiert haben und aufgeblüht sind, generell sehen wir aber eine Notwendigkeit, hier mehr zu fördern“, so die Lehrerin. Theatermacher von der Heiden lobt die Bereitschaft der Schule, sich für ein derartiges Projekt Zeit zu nehmen. „Oft wollen Lehrer lieber den Stoff nachholen, den sie aufgrund der Pandemie nicht machen konnten.“

Gefördert vom NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

StK-Kulturamt

ich denke sowieso mit dem knie

Klang. Raum. Bewegung. Spiel. Kunst.

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